Wir befinden uns in Cany-Barville auf dem Campingplatz mitten in der Stadt. Die Fahrt hierhin über Landstraßen war schon ermüdend, aber gegen Ende der Fahrt sorgte ein fast leerer Tank für etwas Aufregung. Ein wirklicher Schock überraschte uns dann aber beim Überprüfen der Kontobewegungen.

Eigentlich wollen wir wann immer es geht Frankreichs Angebot der kostenlosen Übernachtung auf Parkplätzen nutzen. Bisher haben wir allerdings nur auf Campingplätzen übernachtet – außer die eine Nacht auf der Autobahn, aber das war ja sozusagen ein Notfall. Okay, die drei Tage in Amsterdam hatten wir vorher schon gebucht – geht auch gar nicht anders. Und die Suche nach einem Parkplatz in Lille war ein Fiasko. Und jetzt möchten wir einen Wasch- und Duschtag einlegen und für die kurze Pause im Sightseeing-Programm kommt uns das unspektakuläre Cany-Barville etwas landeinwärts gerade recht. Aber der Reihe nach:

Gestern haben wir den Stellplatz an der Steilküste bei Le Treport verlassen. Die Reichweiten-Anzeige im Cockpit versprach für 160 Kilometer Sprit – genug also für die 75 Kilometer bis hierhin. Es ging bergauf und bergab – wußte gar nicht, das es hier an der Küste so hügelig ist (war wohl zu lange in Friesland). Kurz vorm Ziel zeigte das Display noch 50 Kilometer Reichweite an und eine Zapfsäule hatten wir schon lange nicht mehr gesehen. „Wir brauchen jetzt eine Tankstelle“, sagte ich zu Marianne, und aus Erfahrung wusste sie, dass das jetzt absolute Priorität hat. Mittlerweile ziemlich fit im Routen mit dem Handy hat sie uns kurzerhand hingeführt.

Ohne Bedienung oder Kasse. Alles Selbstbedienung. Unsicher versuche ich herauszufinden wie das abläuft. Aha, erst Bankkarte einschieben und dann … halt, da ist ein Betrag von über 100€ im Display der Zapfsäule. Hat da jemand noch nicht (richtig) bezahlt? Bleche ich das jetzt? Ängstlich breche ich den Vorgang ab und mache mich mit dem Verfahren vertraut. Also: 1. Bankkarte einschieben, 2. Geheimzahl eintippen, 3. Tanken und 4. Vorgang abschließen. War eigentlich ganz einfach.


Unsere Parzelle in Cany-Barville

Die Tankstelle gehört zum CarreFour-Supermarkt von Cany-Barville. Wir waren also schon am Ziel. Jetzt mussten wir nur noch den Stellplatz finden. War natürlich auch kein Problem. Der Campingplatz  ist ordentlich – alles ein wenig altbacken, aber sauber und zweckmäßig. Die Parzellen sind großzügig (für unser kleines Auto). Wir haben 15€ pro Nacht bezahlt. Waschmaschine und Trockner auch top – 5 € für eine kleine Waschmaschine und Trockner.

Die Stadt dagegen ist … übersichtlich. Wir haben keine Stelle gefunden, wo man mal gemütlich eine Tasse Kaffee trinken könnte – sieht man mal von den beiden Bars ab, die ein spärliches Mobiliar auf den schmalen Bürgersteig entlang der Hauptstraße platziert haben. Okay, die Bar auf dem ansprechend gestalteten Rathausplatz wäre gegangen, aber da ist gleich daneben eine Kreuzung zweier Hauptverkehrsstraßen.



Lac Daniel – das Freizeitgelände

Auf einer kleinen Radtour entdeckten wir allerdings ein Kleinod: Lac Caniel. Rund um bzw. im See verteilt ist eine Freizeitanlage für Aktivitäten (laut Webseite des Campingplatzes) wie Wasserski, Segeln, Kajak, Stehpaddeln oder Tretboot. Eine Sommerrodelbahn war zu sehen und Minigolf, Laser Game, Karting und einen Indoor-Spielplatz soll es auch geben. Rund um den See stehen Picknicktische, und die liegen teilweise richtig kuschelig im lockeren Baumbestand am Rand des Sees. Gastronomie gibt es natürlich auch: Imbisse, einen Bar- und Bowlingbereich sowie ein Restaurant verspricht die Werbung, aber bei unserem Besuch war nicht alles offen und es gibt dort auch einige Ruinen, die von einem kleineren Strukturwandel zeugen. Dessen ungeachtet haben wir genug Unterhaltung gesehen – nicht nur für Familien mit Kindern eine Top-Location.


Der Stellplatz am See

Und das Beste für Leute wie uns: Der Parkplatz direkt am See hat einen für Wohnmobile abgegrenzten Bereich, der zehn Fahrzeuge aufnimmt. Kostenlos. Klar, kein Strom und keine Ent-/Versorgung. Vielleicht eine Alternative für alle, die an der 8 km entfernten Küste keinen Platz gefunden haben.

Und dann der Schock: In Treport hatten wir Geld aus dem Automaten geholt. Nun wollten wir wissen, ob uns dafür von der französischen Seite Gebühren berechnet werden. Kein Problem – Kontobewegungen auf dem Netbook abgerufen und da war bei den (noch nicht verbuchten) Einträgen ein Sollbetrag von 150€ drei Minuten vor dem Tankbetrag verzeichnet. War da an der Zapfsäule doch was schief gelaufen? Hatte sich irgendein Gauner durch Manipulation des Terminals frech bedient? Helle Aufregung.

Unser Stellplatz

OSM Google

Camping Le Clos des Charmilles

Wir haben 15€ pro Übernachtung bezahlt.

Weitere Infos 

Zehn Minuten später die Entwarnung nach kurzer Suche im Internet: Offenbar melden die Zahlautomaten erst eine Soll-Buchung in Höhe des maximal möglichen Tankbetrages an – wohl um festzustellen, ob genügend Geld auf dem Konto vorhanden ist. Diese „Voranmeldung“ wird dann später zurückgenommen und der tatsächliche Betrag eingezogen.

Wieder was gelernt. Ach ja, Gebühren hat die französische Bank nicht verlangt. Bin mal gespannt, wie das auf deutscher Seite aussieht. Wir fahren weiter zu den Kreidefelsen in Etretat, die schon Monet zu einigen seiner Werke (siehe hier ) inspiriert haben.