Wir sind auf dem Rückweg und machen Station in Maastricht. Eigentlich wollte ich keinen Beitrag dazu schreiben, aber dann haben wir einen kleinen Spaziergang im Naturschutzgebiet Eijsder Beemden direkt neben dem Campingplatz gemacht. Erst ist uns eine Schildkröte auf dem Weg begegnet und spätestens bei den Pferden, die sich in diesem Gebiet frei bewegen können, habe ich mal wieder bereut, meine Kamera nicht mitgenommen zu haben.
In den 1970er Jahren erhielt der Eijsder Beemden nach Einstellung der Kiesgewinnung einen parkähnlichen Abschluss. Offene Grasflächen und einige flach gegrabenen Teiche wurden mit Baumgruppen aus Pappeln, Silberpappeln und Weiden durchsetzt. An anderen Stellen wurden Weißdornsträucher gepflanzt. Mit der Zeit erhielt das Gebiet den rauen Naturcharakter, den es heute ausstrahlt. Galloway-Rinder und Konik-Pferde grasen auf dem Gebiet und halten es weitgehend offen. An manchen Stellen entstehen schöne Flusswälder.
Wir haben bei unserem Spaziergang eine Schildkröte, die Pferde, Schwäne und Fischreiher gesehen, Spuren tierischer Holzfällarbeiten und einen Fuchs, der eilig unseren Weg kreuzte. Viele umgestürzte Bäume, Wege durch dichtes Unterholz und die matschigen Uferbereiche der Teiche verstärken den Eindruck eines naturbelassenen Gebietes. Das ist ein Eldorado für Hobby-Fotografen – die ihre Kamera dabei haben.
Und die Stadt? Was kann man sich da anschauen? Nijmegen und Maastricht (zur Tourismus-Seite ) gelten ja als die ältesten Städte der Niederlande. Mit 1675 unter staatlichem Denkmalschutz stehenden Gebäuden weist Maastricht nach Amsterdam die zweitgrößte Zahl von Baudenkmalen in den Niederlanden auf. Unter anderen zählt die Stadt zwei romanische Kirchen, sieben gotische Kirchen und Kapellen, mehrere barocke und klassizistische Kirchen, sowie auch ein paar sehenswerte moderne Kirchen.
Eine dieser Kirchen wurde schon früh zweckentfremdet – oder besser gesagt: einer anderen Nutzung zugeführt. Französische Truppen hatten die jahrhundertealte Klosterkirche schon 1796 dem Dominikanerorden weggenommen und wie anderenorts auch als Pferdestall verwendet. Als die Soldaten Masstricht 1814 verließen, kehrten die Dominikaner nicht zurück, und so blieb das Bauwerk bis 1910 ungenutzt, beherbergte danach über lange Jahre das Maastrichter Stadtarchiv, diente als Messehalle für Blumen- und Autoausstellungen, als Boxkampfarena und schließlich als geräumiges Fahrradparkhaus. 2006 setzten Stadtverwaltung und eine Buchhandelsgruppe eine „angemessenere“ Nutzung der alten Kirche um. 2007 bekamen die beiden Architekten dafür den Innenarchitektur-Preis der Niederlande.
Und ist sie nun die schönste Buchhandlung der Niederlande, wie in Reiseblogs oder Reiseführern schon mal zu lesen ist? In Zwolle haben wir auch mal so eine Kirchen-Buchhandlung besucht. Das ist schon eine Weile her, aber wir finden, dass Gestaltung und vor allem Raumklima dort einen Tick besser waren.
Wir haben uns die Liebfrauenkirche angesehen, und die war von allen in den letzten Wochen besuchten Kirchen die dunkelste überhaupt. Chor und Orgel an der Westseite sowie die Nebenkapellen waren quasi spotmäßig beleuchtet. In Giverny habe ich mit Marianne über den Hell-/Dunkelkontrast in der Malerei gesprochen – hier hatten wir jetzt ein praktisches Beispiel dafür. Auch der begehbare Teil des Kreuzgangs samt dem parkähnlichen Innenhof sind bemerkenswert genauso wie der Vorraum mit dem Marienaltar und den vielen Opferkerzen davor. Draußen ist es etwa 18 Grad „kalt“ und hier in dem kleinen Raum verströmen die Kerzen wohlige Wärme. Auch das viele Gold des Altars trägt zur gefühlten Temperatur bei.
Auf dem Platz vor der Kirche haben einige Gastronomiebetriebe ihre Schirme aufgeschlagen und dort machen wir auch eine kurze Verschnaufpause. Ich bin ja ein Cappuccino-Fan – Cappuccino mit Sahne ... was zu bestellen immer ein wenig riskant ist, denn auf original italienisch so ein Getränk herstellen, das kann ja (fast) jeder dieser Betriebe, aber die richtige Mischung aus Kaffee und Sahne zu finden, das scheint schwieriger zu sein. So auch in diesem Fall. Ich habe erstmals einen „normalen“ Cappuccino bekommen mit einem kleinen Schälchen Sahne dazu.
Und die St.-Servatius-Brücke ? Das Bauwerk entstand Ende die 13. Jahrhunderts und soll die älteste Bücke in den Niederlanden sein. Sie ist aber seither vielfach umgebaut, renoviert, bombardiert, gesprengt und neu gebaut worden, so dass nur noch der Kern aus dieser Zeit stammt. Bei schönem Wetter, was wir nicht hatten, ist es sicher ein Genuß, die Maas-Promenade an der Brücke vorbei zu flanieren.
Wir waren nur einen Tag in der Stadt. Ich hätte mir gerne noch den Vrijthof angesehen, aber da wurde gerade die Andre-Rieu-Show vom Vortag abgebaut. Hätte es an diesem Abend nicht geregnet, wäre ich mit dem Rad noch hingefahren – einfach um ein wenig von dieser grandiosen Stimmung aufzuschnappen. Auch das Naturschutzgebiet Sint Pietersburg und die Grotten dort sind sicher reizvoll. Maastricht bleibt also auf der Liste unserer Reiseziele.
Auch der Campingplatz ist … nett. Die Mitarbeiter am Empfang sprechen deutsch und sind superfreundlich. Neben dem üblichen Service wie sanitäre Anlagen sowie Ver- und Entsorgung gibt es viele Wasserzapfstellen im Gelände, Mülleimer am Platz, eine abends geöffnete Bar und einen kleinen Shop mit dem nötigsten Lebensmitteln, der allerdings erst um 9 Uhr öffnet. Ich bin deshalb morgens ins 3 Kilometer entfernte Eijsden gefahren. Der Plus und Lidl dort machen um 7.30 bzw. 8.00 Uhr auf. Und der Plus hat auch die leckersten Croissants, die ich in den Niederlanden bekommen habe. Bis ins Zentrum von Maastricht sind es 8 Kilometer.
Der Platz hat zwar einen kleinen, abgegrenzten Badebereich an einem von der Maas gespeisten See (Grindgat Oost-Maarland) und eine Liegewiese, aber die Hinterlassenschaften einiger Gänse dort trüben den Spaß doch ein wenig. Hat man aber erst mal den moderigen Uferbereich überwunden, steht einem herrlichen Schwimmerlebnis nichts mehr im Wege.
Die Stellplätze sind von unterschiedlicher Qualität: Von weitgehend offenen Grünflächen am Wegesrand bis hin zu großzügigen Flächen von hohen Hecken umgeben für etwas mehr Privatsphäre. Wer da etwas anspruchsvoller ist sollte vor der Anmeldung vielleicht mal über den Platz schlendern.
Auf unserem ersten Spaziergang im Naturschutzgebiet hatten wir nur die Handys zum Fotografieren. Am Morgen des nächsten Tages bin ich dann mit der Kamera nochmal in das Gebiet und diesmal musste ich die Pferde erst suchen. Sie standen dann allerdings weniger fotogen im hohen Gras. Auch das knappe Licht der gerade aufgehenden Sonne war noch nicht ausreichend. Aber es ist schon ein wenig aufregend, als Nichtreiter mitten durch so eine kleine Herde zu gehen.
Eine wirklich schöne Gegend hier.