Rouen ist die Hauptstadt der Normandie. Hier wurde Jeanne d‘Arc 1431 der Prozess gemacht, hier wurde sie auf dem Markplatz verbrannt. Richard Löwenherz, der gute englische König in den Robin-Hood-Filmen meiner Generation, der war im Herzen Franzose – deshalb liegt das auch hier in der Kathedrale begraben. Und die historische Altstadt von Rouen? Die ist eine Augenweide.

Was fällt einem ein, wenn man an Rouen denkt? Vielleicht die berühmte Kathedrale, dessen Eingang Claude Monet  oft zu verschiedenen Zeiten und damit auch bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen gemalt hat.



Vieles am Marktplatz erinnert an Jeannes Schicksal

Oder die faszinierende Geschichte von Jeanne d‘Arc, der Bauerntochter, die als Anführerin der Franzosen die englische Belagerung von Orleans gebrochen hat, dann aber vom französischen König fallengelassen wurde und durch Verrat den Engländern in die Hände fiel, die sie dann hier in Rouen als Hexe verbrannt haben. Ein hohes Kreuz auf dem Marktplatz markiert die Stelle wo das geschah.

Die moderne Kirche Sainte-Jeanne d'Arc    daneben erinnert mit ihren geschwungenen Kurven ihrer Form sowohl an die Flammen, die Jeanne d'Arc verzehrten, als auch an ein umgestürztes Langschiff (der Wikinger). Viele frühchristliche Kirchen hatten die Form eines umgedrehten Bootes. Die Markthallen ähneln gleichzeitig kleineren umgestürzten Booten und Fischen mit aufgerissenen Mäulern, die ebenfalls christliche Symbole sind. Der Ausschnitt des Bildes Joan of Arc  oben aus dem Musée des Beaux-Arts de Rouen    zeigt, wie Jeanne gerade auf dem Feld des elterlichen Hofes die (Geister-)Stimmen hört, die ihr befehlen, Frankreich von den Engländern zu befreien.



Die Gros-Horloge (Dicke Uhr), eine astronomische Uhr aus dem Jahre 1389

Die kunstvoll gestaltete Gros-Horloge  im Renaissancebogen zeigt schon über 500 Jahre nicht nur die Uhrzeit an, sondern auch Mondphasen und Wochentage. Das Uhrwerk aus dem Jahre 1389 ist eines der ältesten Frankreichs und funktionierte bis zur ersten Reparatur 1928 ununterbrochen.



Die Kathedrale von Rouen

Die gotische Kathedrale von Rouen entstand im 12. und 13. Jahrhundert und besteht aus einer Kombination von früh- bis spät­gotischen Elementen. Sie ist mit 151 Metern die höchste Kirche Frankreichs. Kurios: Der rechte Turm sieht ganz anders aus als der linke. Er trägt den Spitznamen „Butterturm“ und wurde so genannt, weil ihn die Bürger mit dem Fastenalmosen finanziert haben, dessen Entrichtung ihnen gestattete, auch während der Fastenzeit Milchprodukte zu essen. Sagt man. Für eine Turmspitze hat es offensichtlich nicht gereicht.


Ein König in der Baustelle – ja, aber leider nicht der Richtige

Historische Beziehungen zwischen Ereignissen und Personen merke ich mir besser, wenn ich die mit einem Bild verbinden kann. So bin ich unter anderem deshalb nach Rouen gekommen, um das Grab von Richard Löwenherz zu sehen. Leider ist dieser Bereich der Kathedrale gerade wegen Bauarbeiten gesperrt, aber ich die Stelle durch ein vergittertes Tor fotografieren können. Dachte ich. Ist allerdings nicht die Grablege von Richard, sondern die von seinem Bruder Wilhelm (dem Jüngeren). Ebenfalls interessant, aber nicht so bedeutend. Schade. Von Rollo  auch keine Spur. Ein wenig dafür entschädigt hat mich dann die Ecke mit der grandiosen Steintreppe zur Bibliothek.



Die Altstadt um die Kathedrale herum

Und dann die prachtvolle Altstadt um die Kathe­drale herum mit ihren schiefen Fachwerkhäusern aus dem 15., 16. sowie 17. Jahrhundert und dem Kopfsteinpflaster – praktisch ein Freilichtmuseum zum Thema Mittelalter. Gleichzeitig summt und brummt es vor Geschäftigkeit, überall ist Platz für eine Kaffeepause oder einen kleinen Imbiss.


“Das ist doch mal eine Konstruktion“, denke ich, und ahne nicht, was ich da abgelichtet habe

So, das war‘s in Rouen. Jetzt noch schnell zum Ent- und Versorgen den Stellplatz „Porte de Plaisance“ an der Marina anfahren und dann ab nach Giverny. Beim Verlassen des Hafenbereichs fällt mir eine imposante Brücke auf. „Kannste ja mal fotografieren“, denke ich und halte an. Später will ich natürlich wissen, was ich da für eine seltsame Überführung abgelichtet habe, und staune: Der Pont Gustave Flaubert  (Details zum Bau ) ist die größte Hubbrücke der Welt. Auf Youtube ist ein kurzer Werbefilm zum leider verpassten Hafenfest vor einem Monat  mit ein paar Bildern der Brücke in Aktion.

Unser Stellplatz

 

Parkplatz an der Seine

OSM Google

Kostenlos

Alternative:

Porte de Plaisance

OSM Google

Weitere Infos 

Rouen ist einfach unglaublich. Für Mittelalter-Fans mit ein wenig Gespür für Kunst bietet das Stadtzentrum eine schier überwältigende Fülle von Eindrücken, historischen Bezügen und Weiterbildungs­möglichkeiten wie etwa dem Musée des Beaux-Arts de Rouen    (kostenloser Eintritt in die Dauerausstellung). Ich glaube, ich muss mir das nochmal in Ruhe ansehen.

Apropos sehen. Impressionistische Maler wie Monet haben immer wieder gesagt, dass sie auf eine besondere Art sehen könnten. So richtig nachvollziehen kann ich das nicht, denn ich glaube, dass mir viele Werke dieser Künstler genau das sagen, was mir die Maler zeigen wollen. Bei Monets Bildern der Kathedrale von Rouen allerdings stelle ich fest, dass mir da noch was abgeht.