Bergerac war okay – eine „normale“ französische Kleinstadt mit mittelalterlichem Stadtteil, der zwar malerisch, aber schnell durchschritten ist. Monpazier mit seinen 400 Einwohnern ist eine andere Welt: Hier ist irgendwie alles Altstadt. Acht Jahrhunderte nach seiner Gründung präsentiert sich der Ort als authentisches Schmuckstück mittelalterlicher Architektur.
Wir befinden uns im Jahr 1640. Der erfolglose Anwalt Pompignac wird gebeten, die Verteidigung von Roxanne zu übernehmen. Die soll einen französischen Marschall ermordet haben. Was der Anwalt bei der Annahme des Mandats aber noch nicht weiß: Roxanne hat vier Beine und zwei Hörner – sie ist eine Ziege! Für den Anwalt gilt nun mehr denn je: diesen Prozess muss er einfach gewinnen. Denn die Schmach, nicht einmal eine Ziege erfolgreich verteidigen zu können, würde er nicht ertragen. Ob ihm das tatsächlich gelingt, könntest du im Film «Les Chèvres» sehen, der hier in Montpazier gedreht wurde – leider gibt es bisher noch keine deutsche Fassung davon.
Unser Pössl steht am Friedhof des Ortes auf dem kostenlosen Stellplatz der Gemeinde. Es ist halb zwei – wir haben Mittagessen und -schlaf hinter uns und gehen ins Dorf. Der Himmel ist bedeckt und ich habe schon Sorge, dass es nichts wird mit den Postkartenfotos. Dann kommt die Sonne durch und so wird es die kommenden Stunden weiter gehen: mal Sonne, mal nicht und zwischendurch auch noch ein kleiner Schauer. Ein wunderschöner Nachmittag liegt vor uns.
Ein paar Mal auf unserer Reise haben wir schon gedacht, wie gut das ist, so früh im Jahr diese Landschaften zu sehen. Auch in Monpazier sind wir zur rechten Zeit, denn hier blühen jede Menge Rosen am Straßenrand. Der Platz im Zentrum ist von Arkaden umgeben, unter denen sich zahlreiche Cafés, Ateliers und Boutiquen befinden. Die beeindruckende Markthalle aus dem 16. Jahrhundert mit den runzligen Balken aus Kastanienholz bildet einen schönen Kontrast zu den Häuserzeilen drumherum.
Monpazier gehört zu den sogenannten Bastiden , das sind die im Südwesten Frankreichs (Okzitanien) weitgehend in einem Zug und nach einheitlichem Bauplan gebauten Städte. Ihre Gründung folgte wirtschaftlichen, politischen oder militärischen Überlegungen. Charakteristisch für die rund 400 hauptsächlich zwischen den Jahren 1222 und 1373 entstandenen Anlagen ist ein streng rechtwinkliges Straßenraster (siehe Google Maps
) mit einem zentralen Marktplatz, der von Häusern mit Arkadengängen gesäumt wird. Hinzu kommt meist eine verteidigungstechnisch günstige Lage auf einer Kuppe.
Impressionen von unseren Spaziergängen
Beim Anblick der vielen Balkone auf dem Marktplatz muss ich an Romeo und Julia denken, und kann mir tatsächlich vorstellen, wie sich einzelne Szenen der Geschichte hier abspielt haben könnten. Als Drehort wurde die Stadt ja schon ein paar Mal verwendet. Die Bloggerin Karin Denzler war hier, als die Kulisse vom Film Les Chèvres
noch aufgebaut war (siehe hier
).
Wir sind so begeistert von Monpazier, dass wir uns das erste Mal auf dieser Reise an einen Tisch vor einer Cocktail-Bar setzen und beim Genuss eines „Leffe Blond“ dem Treiben auf dem Platz vor uns zusehen. Ein schöner Nachmittag findet so einen entspannten Abschluss.
Ein wenig unzufrieden bin ich doch mit den Bildern auf dieser Seite, weil es mir nicht gelungen ist, den Charme dieses Örtchens angemessen darzustellen. Das ist aber auch bei so einem kurzen Besuch nur schwer möglich. Du musst einfach herkommen, längere Zeit durch Monpazier spazieren gehen und dabei siehst du immer wieder Varianten des Kontrasts zwischen dem ockerfarbenem Naturstein und den roten, blauen oder grünen Fensterläden, von der Bepflanzung, den schweren Holztüren, den Balkonen und den schweren, uralten Holzbalken, die so manches Gebäude tragen. Und jetzt im Mai kommen die wunderschönen und duftenden Rosen noch dazu. Und die Sonne sollte natürlich auch ihr Bestes geben.